B21F6BB4-1C5E-4341-9402-72115F03EA26 26. Juli 2019

Circular Economy: Ewiger Rohstoffkreislauf als Utopie?

Im Zeichen der Nachhaltigkeit versucht die Circular Economy einen Durchbruch zu erreichen. Und hat dabei die EU auf ihrer Seite.

Die Erde hat ein Problem mit Müll. Schon jetzt werden weltweit ca. 3,5 Mio. Tonnen Abfall produziert – jeden Tag. Müll gilt neben dem Klimawandel als das große internationale Umweltproblem. Zusätzlich handelt es sich hierbei um ein Problem, was nur über internationale Grenzen hinweg gelöst werden kann. Einen Ansatz dafür, vor allem auch für Unternehmen, stellt die Idee der Circular Economy (zu Deutsch: Kreislaufwirtschaft) dar.

Das Waste and Resources Action Programme (kurz: WRAP) definiert Circular Economy als eine Alternative zur traditionellen linearen Wirtschaft (Herstellung, Verwendung, Entsorgung), in der wir Ressourcen so lange wie möglich nutzen, den maximalen Wert aus ihnen ziehen, während sie in Gebrauch sind und dann Produkte und Materialien am Ende ihrer Lebenszeit regenerieren und wiederverwenden.

Der bisherige lineare Aufbau des Wirtschaftssystems, der von der Rohstoffgewinnung, Produktion, Handel usw. am Ende auf der Mülldeponie endet, steht im eindeutigen Gegensatz zu den (Rohstoff-) Grenzen des Planeten und der Idee der Nachhaltigkeit. Basierend auf der Erkenntnis, dass bei endlichen Ressourcen nur Produktionsverfahren mit einem echten Rohstoffzyklus, der in sich geschlossen ist, eine sinnvolle Einrichtung sind. Bestärkt wird dies durch die Tatsache, dass alle endlichen, nichterneuerbaren Ressourcen, wie Öl oder Gas in den nächsten Jahrzehnten oder Jahrhunderten komplett aufgebraucht sein werden.

Die Circular Economy hat das Ziel, Produkte nach ihrem Gebrauch nicht mehr zu Abfall werden zu lassen, sondern sie als Sekundär-Rohstoffe dem Produktionszyklus wieder zuzuführen. Der Kreislauf fängt beim korrekten Recycling an, das so einfach wie möglich gestaltet wird und hört beim s.g. Waste Mining (also dem Generieren von Rohstoffen aus potentiellen Abfällen) auf.

Produkte aus sekundären Rohstoffen werden dann aktiv beworben – von Nahrungsmitteln aus übriggebliebenen Lebensmitteln bis hin zu Gebäuden, in denen ausrangierte Reifen verbaut sind. Das Schließen von Stoffkreisläufen ist dabei nicht nur positiv für die Umwelt. Auch ressourcenintensive Industrien profitieren von der Wiederaufarbeitung wertvoller Rohstoffe.

Auch die Europäische Union sieht in der CE einen wichtigen Punkt für die Zukunft. Bis zum März 2019 verfolgte die EU den s.g. Circular Economy Action Plan, der im Jahr 2016 implementiert wurde. Dieser beinhaltet insgesamt 54 Maßnahmen, die auch über 2019 hinweg Bestand haben sollen. Es wurden dabei Gesetze identifiziert, die bei der Produktion von circular products unterstützen, die Umwelt schützen und die Energie- und Ressourceneffizienz steigern sollen. Auch wurden verschiedene Recyclingziele festgelegt, etwa, dass 65% des Mülls aus Städten bis 2035 recycelt wird. Bis 2030 sollen 70% des Verpackungsmülls in der EU recycelt werden.

Initial erscheint die Kreislaufwirtschaft nachhaltiger als die lineare Wirtschaft. Insbesondere im Hinblick auf die Reduzierung der Umweltverschmutzung und der Schonung von Rohstofflagern klingt der Ansatz durchaus plausibel. Dennoch gibt es immer wieder kritische Stimmen, die sich in Richtung Circular Economy richten. In einer Untersuchung konnten Forscher aus Cambridge und Delft darlegen, dass es deshalb neben Autoren, die die Kreislaufwirtschaft für eine Voraussetzung für ein nachhaltiges Wirtschaftssystem sehen, auch Wissenschaftler gibt, die die kreislaufwirtschaftlichen Überlegungen als eine von vielen Strategien sehen oder das Konzept sogar als nachteilig beschreiben. Grenzen sind zudem in Gesetzen der Thermodynamik zu sehen, laut deren 2. Hauptsatz sind alle spontan ablaufenden Prozesse irreversibel. Dies steht im contra zum idealisierten Circular Economy Prozess. Auch sollte laut einiger Wissenschaftler ein stärkerer Fokus auf die Entwicklung neuer Technologien gelegt werden.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Idee der Circular Economy grundsätzlich in die richtige Richtung geht. Sie sorgt im Kern für eine verbesserte Umwelt, weniger Ressourcenaufwand und weniger Müll. Eben deswegen wurde diese Idee auch von der EU aufgenommen, um sie weiter zu verfolgen. Es gibt sicherlich noch einige Punkte, die weiterentwickelt bzw. ausdefiniert und konkretisiert werden müssen. Die Intention hinter der Circular Economy ist aber durchaus löblich.